Legende Vor über tausend Jahren treibt ein Ziegenhirt seine kleine Herde in das Hainholz, um dort seine Tiere zu weiden. Da fällt ihm auf, dass die Ziegen immer wieder nach der einen Quelle laufen und das Wasser auflecken. Neugierig geworden, probiert er auch das Quellwasser und stellt fest, dass das Wasser nicht gemein, sondern Salzwasser ist. Seit dieser Zeit halten die „Söltjer“ viel von Ziegen. Ein Denkmal in der Nähe des Badehauses erinnert heute an diese Ziegen.
1175 Bevor die Solequellen zum Baden verwendet werden, dienen sie den Bewohnern lange Zeit als Grundlage für die Salzgewinnung. Im Jahre 1175 findet die erste urkundliche Erwähnung des „kleinen“ Brunnens (Salzquelle) statt, dieser lag südlich der heutigen Osterstrasse (etwa beim Kinderspielplatz), der „lange“ und der „grosse“ Brunnen befanden sich nördlich der Osterstrasse (im Bereich des Kurhausgartens).
1854 Heinrich Albrecht, Beamter der Salinengewerkschaft und letzter „Salzgräfe“, stellt in den alten Salinengebäuden „auf eigene Gefahr“ zwei Holzbadewannen für Heilbäder auf. Am 14. Juli ist die Eröffnung dieses ersten Badehauses. Im ersten Jahr werden 604 Bäder verabreicht.
1855 Da die Heilbehandlungen sehr gut anlaufen, stellt Albrecht zwei weitere Badewannen auf. Diese ersten Versuche werden später zu einem grossen Unternehmen und der Niedergang der Salzgewinnung und der dadurch nachlassende Wohlstand der Bürger scheint dadurch wieder aufgefangen.
1856 Heinrich Albrecht baut das erste richtige Badehaus mit 12 Badewannen, 2 Dampfbädern, einer Küche mit zwei Wärmpfannen, einem kleinen kupfernen Dampfkessel und den erforderlichen Nebengebäuden auf dem Platze, wo früher das Lauenniederkot gestanden hat. Am 16. Juli wird das Baden darin begonnen. Der erste Kurgast ist Auguste Grünhage (die Tochter des Apothekers). Es werden unter anderem auch Molkenkuren mit Ziegenmilch angeboten. Im ersten Jahr werden dort 2010 Bäder verkauft, im Jahr 1875 sind es schon 5823.
1857 Der Salinenplatz wird planiert und mit Linden und Eschen bepflanzt. So entsteht der Kurgarten.
1866 Der Badewärter Eickhoff und dessen Frau sorgen für „die Erwärmung der Badesole, Reinigung der Zimmer, Waschen der Badelaken und Aufwartung bei den Badegästen“, wofür ihnen pro Bad 6 Pfennige zugestanden werden. Für Fichtennadelbäder werden die Nadeln säckeweise aus den umliegenden Nadelwäldern bezogen.
1867 Bei der Zwangsversteigerung der Saline erwirbt der letzte Direktor Heinrich Albrecht den gesamten Salinenbetrieb inklusive Badehaus.
1872 Zum 31.12 wird der Salzsiedebetrieb endgültig eingestellt. Das Badehaus blüht geschäftsmässig regelrecht auf.
1874 Heinrich Albrecht baut das Kurhaus.
1876 Das Kurhaus wird wegen Platzmangels durch einen Anbau erweitert. Das Badehaus wird an Herrn Carl Meyer aus Hannover verkauft. Dieser verkauft die Kuranlagen an den praktischen Arzt Dr. Meyer weiter.
1921 Dr. Meyer verkauft das Kur- und Badehaus nebst Anlagen an eine Berliner Bohrgesellschaft.
1923 Die Stadt Hannover kauft das Kurhaus, das Badehaus und den Kurpark. Viele Verschönerungen und Verbesserungen werden am Kurhaus vorgenommen. Vor dem Krieg werden im Ganzjahresbetrieb 12000 bis 14000 Bäder verabreicht.
1938 Während des Krieges werden Kriegsverletzte und -hinterbliebene zur Kur nach Salzhemmendorf geschickt. Die Holzbadewannen werden durch 24 glasierte Tonbadewannen ersetzt.
1949 Das Badehaus wird renoviert. Eine grosse Dampfkesselanlage wird eingebaut und das Kesselhaus erweitert. Das Solbad und das Kurhaus stehen vorallem den Beamten, Angestellten, Arbeitern der Stadt Hannover und Ihren Familien für Kuraufenthalte zur Verfügung. Aber auch einzelne Gäste von ausserhalb besuchen das Bad.
1961 Da man sich in Salzhemmendorf nicht um die Modernisierung des Badehauses kümmert, verliert es im Vergleich zu anderen Heilbädern stark an Ansehen. Die Stadt Hannover schliesst alle Anlagen, weil der Badebetrieb zum Schluss nur noch sehr schwach läuft.
1963 Der Kurbetrieb ruht, die Heilquelle verströmt ungenutzt und der Kurpark ist verwildert. Die Anlagen gehören noch der Stadt Hannover, das Kurhaus wird als Kindergarten genutzt. Ein Käufer wird gesucht. Laut Bürgermeister Pieper hat Salzhemmendorf ein zu schlechtes Image und es ist nicht genug Geld vorhanden, um den Kurbetrieb weiterzuführen. (Zeitungsbericht : 15.08.1963)
1964 Die Gemeinde kauft das Solbad für 165.000 Mark zurück. Nach einer Renovierung wird das Badehaus am 20.10. unter der Leitung der Bademeisterin Hildegard Czaja wieder eröffnet. Das Kurhaus wird ebenfalls renoviert und von 1965 – 1975 als ganzjährige Familienerholungsstätte an die „Gesellschaft für Familienerholung mbH im deutschen Familienverband e.V.“ verpachtet. Eltern können sich dort erholen, während die Kinder betreut werden. Es heisst jetzt : „Familienferienheim Kurhaus Salzhemmendorf“.
1971 Hildegard Czaja und der ehemalige Posthalter Otto Hessing behandeln Patienten mit in Sole erwärmten Fangopackungen gegen Bandscheibenschäden, Rheuma und andere Leiden. Ein Inhalationsgerät wird angeschafft. In der Sommersaison kommen 7000 Gäste, in der Wintersaison 1000. (Zeitungsbericht : 16.07.1971)
1975 Otto Hessing schliesst einen Vertrag mit der Gemeinde ab. Die Gemeinde erhält im Tausch für das Badehaus und das Kurhaus die Gebäude in denen heute Bauhof und Polizei untergebracht sind. Otto Hessing und seinem Sohn, dem Masseur Karl – August Hessing wird die Sole kostenlos und exklusiv zur Verfügung gestellt . Dieser Vertrag wird jedoch 1991 vom Kartellamt für ungültig erklärt.
1986 Der Flecken Salzhemmendorf leidet unter Konkursen, dem Abbau von Arbeitsplätzen und Schwund der Bevölkerung durch Wegzug junger Familien. Bürgermeister Griessner und der neue Gemeindedirektor Stenger sehen die Zukunft im Kurbetrieb und im Fremdenverkehr. Mit der Anerkennung von Salzhemmendorf und Lauenstein als „staatlich anerkannte Orte mit Sole – Kurbetrieb“ beginnt eine neue Ära des Kurbetriebs in Salzhemmendorf.
Folgende Krankheiten wurden in Salzhemmendorf behandelt:
- Chronischer Muskel – und Gelenkrheumatismus
- Gicht
- Rachitis
- Luftröhrenkatarrh
- Gallensteinleiden
- Skrofulose
- Kinder- und Frauenkrankheiten
- Pfortaderstauungen
- Die „englische“ Krankheit
- Asthma
- Bronchitis
- Raucherhusten
Mit diesen Inhaltstoffen wurde geworben:
- Radioaktive, fluoridhaltige Schwefelsole
- Schwefelwasserstoff
- Radium
- Jod
- Brom
- Strontiumverbindungen
- Chlorkalzium
Das Wasser der „Alten Sole-Quelle“ ist nach den „Begriffsbestimmungen für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen“ des deutschen Bäderverbandes und des deutschen Fremdenverkehrsverbandes zu klassifizieren als eine „fluoridhaltige Schwefel Sole“.Die Sole wird sowohl als Bade – wie auch als Trinkkur angewendet. Salzhemmendorf hat eine der stärksten Schwefelsolequellen Deutschlands. Die Quelle gilt als Europas qualitativ zweitstärkste Badequelle. Medizinische Gutachten attestieren ihr hervorragende Heileigenschaften. Die Bäder wirken unmittelbar auf die Haut, die Muskeln und die Gelenke, mittelbar auf die Blutgefässe und das Nervensystem des ganzen Körpers.
Am 28. Mai 1986 stellte der Flecken Salzhemmendorf bei der Bezirksregierung Hannover für die Ortschaften Salzhemmendorf und Lauenstein den Antrag auf staatliche Anerkennung als Solebad (Ort mit Kurbetrieb). Die Begründung war das Kuren in Salzhemmendorf, das eine alte Tradition hat und bis ins Jahr 1854 zurückgeht. Auch die vorhandenen Freizeiteinrichtungen, Entspannungs- und Wandermöglichkeiten waren ein Aspekt. Aber das größte Plus ist die hochwertige Sole, deren Quelle schon seit 130 Jahren sprudelt. Laut Ärzteberichten und diversen Gutachten (u.a. Balneologisches Gutachten) ist das heilende Wasser hervorragend zur Behandlung verschiedenster Leiden und auch zur Prophylaxe geeignet. Am 9. Dezember 1986 wurde dem Flecken Salzhemmendorf durch die Bezirksregierung Hannover die Prädikatsurkunde über die Auszeichnung als „Staatlich anerkannte Orte mit Solekurbetrieb“ für die Ortsteile Salzhemmendorf und Lauenstein ausgehändigt. Diese Urkunde sollte für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung richtungweisend sein.
Der Flecken erwarb im Mai 1987 das alte Kurhaus von der Fam. Hessing. Das Haus wechselte häufig die Pächter und wurde seit mehreren Jahren bis zu seinem jetzigen Verkauf an den Flecken nicht genutzt. Auch der neue Besitzer sah keine sinnvolle Verwendung oder Modernisierung des Gebäudes, einzige Alternative blieb nur der Abriss des Kurhauses.
Im September wurde die erste Entwicklung und Planung im Kurwesen nach eingehenden Besichtigungen des Kurmittel- und Beherbungsangebotes in verschiedenen Kurorten ausgiebig in Bürgerversammlungen und Ausschusssitzungen vorgestellt und im Oktober abgesegnet. Als wesentliche und vorrangige Maßnahme ist der Bau eines Thermal-Schwefel-Solebades, der „Ith-Saale-Therme“ geplant. Der Bau ist am Ortseingang von Salzhemmendorf vorgesehen. Zum einen stellt dieser Standort eine „Torfunktion“ als Auftakt zum Ortskern dar und bildet zum anderen den Ausgangspunkt des zukünftigen Kurparks entlang der Saaleaue. Die „Ith-Saale-Therme“ soll eine große Thermenhalle, ein Therapiebecken, ein Quell- und Schwefelbecken sowie ein Kaskadenbecken enthalten. Ein Therapiebereich für Fango, Massagen und Krankengymnastik soll an die Thermenhalle anschließen, ferner ein Saunabereich sowie ein Restaurant für ca. 70 Gäste.
Neben der „Ith-Saale-Therme“ ist der Neubau eines Kurhotels geplant, vorgesehen sind 52 Betten in 26 Zimmern sowie ein Cafe und ein zu unterteilender Saal für rund 130 Personen. Auch die Einrichtung eines „Hauses des Gastes“ im ältesten Gebäude von Salzhemmendorf, der „Alten Apotheke“, soll das Freizeit- und Kulturangebot erweitern. Nachdem auch die Landesregierung hinter dem Konzept steht und mit Investitionen behilflich sein wird, können sich die Salzhemmendorfer nun auf den Boden der weiteren Planung sicher bewegen. 1988 soll eine Kur-, Bau- und Betriebsgesellschaft die Investitionen für den Kur- und Fremdenverkehr übernehmen, in der die Gemeinde Salzhemmendorf zu 100 Prozent Gesellschafter ist. Die Kurbetriebsgesellschaft wurde am 02. Juni 1988 gegründet. Der Aufsichtsrat der GmbH besteht aus 7 Ratsherren des Flecken Salzhemmendorfs, 2 Nichtratsmitglieder und 1 weiteres Mitglied (ohne Stimmrecht) mit Erfahrung auf dem Gebiet der Kur- und Fremdenverkehrsentwicklung. Alleinberechtigter Geschäftsführer ist der Gemeindedirektor Udo Stenger, er führt die Bezeichnung „Kurdirektor“, der Aufsichtsratsvorsitzende ist, laut Satzung der GmbH, der Bürgermeister Karl-Heinz Grießner. Diese Gesellschaft ist der Ansprechpartner für alle Investoren und die treibende Kraft für die Entwicklung Salzhemmendorfs als Kurort.
Als vollen Erfolg konnte der Heimat- und Verkehrverein das erste Kurkonzert am 5. Juni 1988 in der Badestraße in Salzhemmendorf verbuchen. Das Emmerthaler Blasorchester überzeugte mit einer gelungenen Mischung von bekannten Märschen bis hin zu beliebten Musical-Evergreens. Nach etlichen Gesprächen mit potentiellen Investoren und Betreibern von Kureinrichtungen hat die Kurbetriebsgesellschaft mit der Hermann Lielje Beratungsgesellschaft für Klinik, Kur- und Krankenhauswesen, Löhne, am 17. November 1988 einen Beratungsvertrag für Unternehmensberatung im Gesundheitswesen (Schwerpunkt Planung von Kuranlagen, Konzeption und Organisation von Rehabilitationskliniken) abgeschlossen. Aus der Zusammenarbeit mit der Kurbetriebsgesellschaft (KBG) und der Hermann Lielje Unternehmensgruppe ist 1989 ein neues Konzept für die Kurentwicklungsplanung entstanden. In der ersten Entwicklungsstufe sollen das Thermal-Schwefel-Solebad und das Kurhotel sowie das Haus des Gastes errichtet werden, danach sollen Kurkliniken, Kurwohnungen und Appartements folgen.
Im September wurde mit dem Bau des Ith-Saale-Hotels auf dem ehemaligen Kurhausgelände begonnen und es soll Ende Juni / Anfang Juli 1990 in Betrieb genommen werden. Eine verstärkte Projektwerbung bei Busunternehmen, Reisebüros und Privatleuten, auch Verhandlungen mit Firmen und Versicherungen für Konferenzen, Seminare und Fachtagungen sollen für eine ausreichende Belegung nach Fertigstellung sorgen. Für dieses Projekt übernehmen die Kurbetriebsgesellschaft und die Lielje-Unternehmensgruppe die Haftung, beide haben am 14. März 1989 einen Kooperationsvertrag abgeschlossen.
Unter strahlend blauen Himmel wurde am 23. Mai 1990 der Grundstein für einen weiteren Meilenstein der Kurentwicklung, die Ith-Saale-Therme, gelegt. Im Beisein von zahlreicher Prominenz aus wirtschaftlichen und öffentlichen Leben mauerte Bürgermeister Karl-Heinz Grießner eigenhändig eine Kupferkapsel mit Urkunden, Münzen und tagesaktueller Dewezet in den Grundstein ein.
Nach neunmonatiger Bauzeit wurde am 1. Juli 1990 Salzhemmendorfs Ith-Saale-Kurhotel mit mehr als 250 Gästen feierlich eingeweiht. Stolz auf ein modernes zweieinhalbgeschossiges Hotel nahmen Gemeinde- und Kurdirektor Stenger, Bürgermeister Grießner und Hermann Lielje den symbolischen Schlüssel für den gesamten Hotelkomplex entgegen. Die erste Hürde zu einem Aufschwung im Kurwesen im Flecken Salzhemmendorf ist genommen worden. Am 28. November 1990 fand – einem alten Handwerksbrauch folgend – das Richtfest auf der Baustelle der Ith-Saale-Therme statt. Als Werbeattraktion kauft sich Salzhemmendorf einen knallgelben Heißluftballon. Mit dem Emblem vom Flecken und dem Schriftzug „Ith-Saale-Therme – ab Dezember 1991“ soll das Flugobjekt als originelle Werbefläche dienen. Nach einem gut durchdachten Werbekonzept von einer Münchner Werbeagentur bekommt die Therme im Mai 1991 einen neuen Namen, ein neues Signet, aus zweimal „A“ wird einmal „O“. Das künftige Wahrzeichen von Salzhemmendorf wird statt wie bisher „Ith-Saale-Therme nun in „Ith-Sole-Therme“ umgetauft. Damit soll die Badelandschaft eindeutig als Gesundheitsbad gekennzeichnet werden und sich damit sichtbar von den üblichen Spaß- und Freizeitbädern abheben. Für Vollgas im Kurbetrieb sorgt ein neues Führungs-Trio. Neben dem Geschäftsführer der Kurbetriebs-GmbH Udo Stenger nahmen in Chefsesseln Hans-Gerhard Winkler als kaufmännischer und Thomas Fiedler als technischer Geschäftsführer sowie Silke Hundertmark als Thermenleiterin Platz. Den physikalischen Bereich hat Ende 1990 Ulrich Schneider übernommen, stellvertretender Thermenleiter und leitender Schwimmmeister wurde Stefan Schlichte, den gastronomischen Bereich übernahmen Wilhelm und Ingrid Renn.
Im Juni 1991 erwarb der erste Privatinvestor Ulrich Deus aus Asendorf in Oldendorf, Ortsteil von Salzhemmendorf, ein Grundstück und errichtete später ein Hotel mit dem Namen „Catharinenhof“. Auch die Friseurmeisterin Sabine Ritter eröffnete in unmittelbarer Nachbarschaft der Ith-Sole-Therme ein Haar- und Kosmetikstudio.
Kur- und Gemeindedirektor Udo Stenger hat sein Amt als Geschäftsführer der Kurbetriebsgesellschaft Salzhemmendorf im Mai 1992 zum 31. März 1993 gekündigt. Der Kurdirektor, geistiger Vater und Motor der Kurentwicklung tritt ab. In einem Schreiben an den Aufsichtsratsvorsitzenden Karl-Heinz Grießner nannte er Unstimmigkeiten im Aufsichtsrat.
Kurdirektor Udo Stenger präsentierte den Fußballfans einen „Hammer“. Vom 17. bis 24. Juni 1992 absolvierten die Spieler von Hannover 96 ein Trainingslager in Salzhemmendorf. Ein echter Bonbon für die Fußballfans im Weserbergland.
Der römische Badetempel lockt mit „Römischen Sommer“, in einem ganzen Paket von Sonderveranstaltungen und Sonderaktionen in und um die Ith-Sole-Therme. Eröffnung des „Römischen Sommers“ am 27. Juni 1992 mit einer italienischen Ballnacht mit Tanz, italienischem Buffet und einem bunten Rahmenprogramm samt Feuerwerk und endete am 29. August 1992 mit einem großem Finale aus Tanzabend, Schlemmen, Kleinkunst und Feuerwerk.
Einweihung des neuen Salzhemmendorfer Brunnenhauses im September 1992. Blickfang und Mittelpunkt im Brunnenhaus ist der aus einem wuchtigen Dolomit-Stein sprudelnde Heilquell. Über die Geschichte, Zusammensetzung und Bedeutung der Sole für den Ort informieren extra angefertigte Schautafeln.
Salzhemmendorf wirbt mit einem Modell seines Heißluftballons und der Ith-Sole-Therme im Oktober 1992 auf der „infa92“ in Hannover. Ziel dieser Werbung ist es, noch mehr Dauergäste auf Salzhemmendorf aufmerksam zu machen.
Mit sofortiger Wirkung im Oktober 1992 hat der KBG-Aufsichtsrat Kurdirektor Udo Stenger aus organisatorischen Gründen von der Geschäftsführung entbunden und Hans-Gerhard Winkler als Nachfolger benannt. Auch Thermenleiterin Silke Hundertmark wurde das Arbeitsverhältnis wegen betriebsbedingter Umstrukturierung zum 31. Dezember 1992 gekündigt. Die Thermenleitung gehörte dann zum Aufgabenbereich von Thomas Fiedler. Beide Trennungen seien im beiderseitigen Einverständnis erfolgt. Ein Millionendefizit, ein gekündigter Kurdirektor und zwischenzeitliche Zahlungsunfähigkeit führen im November 1992 zu Turbulenzen im Kurbetrieb in Salzhemmendorf. Die Kurbetriebsgesellschaft ist in einer Finanzkrise und steht am Rand eines Konkurses, verursacht durch gestiegene Kostenrechnungen, Verlust in der Hotelbilanz und Blockade notwendiger Zwischenkreditaufnahmen. Im Dezember 1992 wird das 1990 erbaute Ith-Saale-Hotel an Harry Brosig aus Gauting (bei München) von der finanziell angeschlagenen Kurbetriebsgesellschaft und der Unternehmensgruppe Hermann Lielje verpachtet. Brosig ist Eigentümer mehrerer anderer Hotels. Auch das ebenfalls mit Defizit arbeitende Thermen-Restaurant und die nicht kostendeckende Therapie-Abteilung in der Ith-Sole-Therme sollen so schnell wie möglich privatisiert werden. In der Neufassung des Kurbetriebs-Gesellschaftervertrages hat nicht mehr automatisch der Bürgermeister den Vorsitz. Es wurde Helmut Heuer als neuer Aufsichtsratsvorsitzender gewählt.
Die denkmalgeschützte „Alte Apotheke“, das älteste Gebäude in Salzhemmendorf, bekommt kein neues Gesicht. Die avisierten Zuschüsse vom Landkreis für den Umbau des maroden Gebäudes in ein „Haus des Gastes“ wurden im Dezember 1992 auf Eis gelegt. Später wurde das Haus privat verkauft.
Am 11. Januar 1993 hat Karl-Heinz Grießner seinen sofortigen Rücktritt als Bürgermeister des Fleckens Salzhemmendorf erklärt. Seinen seit Monaten stärker werdenden Druck, u.a. Vorwurf der Mitschuld an der Kurkrise, hat er nachgegeben. Als neuer Bürgermeister und Nachfolger seines zurückgetretenen Parteifreundes wurde Walter Kramer am 14. Januar 1993 gewählt.
Die Überschuldung der Kurbetriebsgesellschaft zwang Geschäftsführer Hans Gerhard Winkler die Eröffnung des Konkursverfahrens für die KBG beim Hamelner Amtsgericht fristgerecht am 19. Januar 1993 zu beantragen.
Der wochenlange Poker um die Zukunft der in den Konkursstrudel geratenen Ith-Sole-Therme ist aus und der Betrieb des Badetempels vorerst gesichert. Am 19. März 1993 übernahm der Investor und Mitgesellschafter der Kurbetriebsgesellschaft, Hermann Lielje, von der gleichnamigen Unternehmensgruppe die Therme als Pächter. Hätte sich bis zum 31. März 1993 keine Lösung in Form von Verpachtung, Verkauf oder Übernahme einer Betreibergesellschaft gefunden, so wäre zum 1. April 1993 Toresschluss. Weil die KBG seit Monaten den fälligen Zins- und Kapitaldienst an ihre Hauptgläubiger schuldig geblieben ist, erwirkten die Kreditinstitute die Zwangsverwaltung der Ith-Sole-Therme samt dazugehöriger Grundstücke.
In der ersten Aprilwoche 1993 wurde das Konkursverfahren für die Salzhemmendorfer Kurbetriebsgesellschaft eröffnet. Die KBG stellt ihre Geschäftstüchtigkeit ein, bleibt aber im Handelsregister eingetragen. „Ganz egal wem einmal die Therme nach Abschluss des Konkursverfahrens zufällt, schließen werden wir dieses geschmackvolle Bad nie“, prophezeite Hermann Lielje.
Kurbetrieb kam unter dem Hammer. Am 13. Juli 1993 wurde die freie Masse aus dem Nachlass der im Konkursverfahren stehenden Kurbetriebsgesellschaft versteigert. Vom Jahreswagen über den Rasenmäher bis hin zum Aktenvernichter und dem Modell der Ith-Sole-Therme wurde fast alles verkauft. Das war nur der Anfang des Ausverkaufs, die Filetstücke, wie Grundstücke und Gebäude der KBG, kamen später dran.
Einen Fahnenwechsel gab es im März 1994 im Ith-Saale-Hotel. Harry Brosig, seit Herbst 1992 Pächter des Hotels, ist aus dem Pachtvertrag ausgestiegen. Das Pachtverhältnis sollte in einen Kaufvertrag übergehen, ist aber an der Finanzierung gescheitert. Die Unternehmensgruppe Hermann Lielje, auch Pächter der Ith-Sole-Therme, ist in den Pachtvertrag eingestiegen und hat dann das Hotel an das Geschwisterpaar Wilhelm und Ingrid Renn unterverpachtet. Beide Objekte, Bad und Hotel, gehören zur Konkursmasse der Kurbetriebsgesellschaft.
Nach langer Zeit der bangen Ungewissheit gelangt das zur Konkursmasse gehörende Sportplatzgelände der Pleite gegangenen Kurbetriebsgesellschaft im Februar 1995 wieder in den Besitz der Gemeinde.
Am 15. Februar 1995 fand im Hamelner Amtsgericht die Zwangsversteigerung von Salzhemmendorfs Kurträumen an, das Ith-Saale-Hotel und die Ith-Sole-Therme. Das Mindestgebot für das Hotel wurde auf 2,2 Millionen und für die Therme auf 10,7 Millionen festgesetzt. Für das Hotel gab es 4 Gebote für die Therme kein einziges. Letztendlich brachte das Hotel 3,357 Mio. Mark ein, neuer Hausherr der schmucken Herberge ist Jürgen Reese von der Remei GmbH, die Gesellschaft betreibt Alten- und Pflegeheime.
Den Zuschlag vor dem Vollstreckungsgericht in Hameln für die Ith-Sole-Therme sicherte sich am 2. August 1995 der jetzige Thermenpächter Hermann Lielje. Er war offensichtlich auf nichts anderes eingestellt und ersteigerte den Gesundbrunnen für 7,67 Millionen Mark. Der kleine „Überraschungscoup“ unmittelbar nach der Versteigerung sprach für sich: Thermenleiter Schlichte öffnete einen Koffer und für die etwa 50 Anwesenden im Saal gab es gratis Badekarten für die Ith-Sole-Therme. Hermann Lielje bleibt Hausherr im Badetempel und nachdem das Hotel bereits im Februar ersteigert worden war, ist nun ein weiteres Kapitel des Salzhemmendorfer Kurdebakels abgeschlossen.
Nach knapp siebenmonatiger Unterbrechung ist am 24. November 1995 in der Herberge in Salzhemmendorfs Alleestraße wieder Leben eingekehrt. Das ehemalige Ith-Saale-Hotel heißt nun „Parkresidenz an der Alleestraße“. Die Remei GmbH, neuer Besitzer nach der Kurpleite, hat das Hotel in ein Alten- und Pflegeheim umgebaut. Geschäftsführer Jürgen Reese nahm mit den Senioren des ehemaligen Altenheims Lehnhoff die ersten 19 Bewohner in Empfang.
Am 4. Dezember 1995 konnte Thermenleiter Stefan Schlichte die 1.000000ste Besucherin willkommen heißen. Er überreichte der überraschten jungen Frau einen dicken Blumenstrauß zusammen mit einer 20er-Freikarte für das Bad.