Der Sürkenstein:
Über den „Sürkenstein“ in Salzhemmendorf (beim Grillplatz) sind zuverlässige Angaben über den Ursprung dieses Namens nicht zu erfahren. Die Chronik berichtet, daß der Stein schon „da war, ehe die Menschen da waren.“ So entstanden zwei besonders bezeichnende Sagen:
Sage 1 : In alten Zeiten lebte hier ein gewaltiger Riese. Wenn er sich eben zum Mittagsschlafe niedergelegt hattte, läutete die Betglocke und störte ihn im Schlafe. Darüber wurde er so wütend, daß er einen Felsblock nahm und denselben nach der Kirche warf. Aber der große Stein verfehlte das Ziel, denn er fiel etwa 300 m vor der Kirche nieder und blieb da liegen.
Sage 2 : An einem heissen Sommertage schlug Gott Donar so heftig mit seinem Hammer in die Wolken, daß sich ein Fels löste und auf die Erde fiel. Dieser Felsen erhielt den Namen Sürkenstein.
Aus Barings „Saalechronik“ von 1744:
Und damit ich auch dieses nicht unberührt lasse : so befindet sich in unserm Haynholze über Salz-Hemmendorf ein erhabener grosser Stein, fast viereckig, so der Sürkenstein genennet wird. Ob aber auf demselben im Heydenthume ein Idolum und Götze gestanden, lässt man dahin gestellet seyn. Die Benennung an sich ist so gar alt nicht : indem mir erzählet worden, daß ein alter Einwohner in Salzhemmendorff, Namens Sürie oder Sürcke, (ich habe zwei dieses Namens als Franz Sürken und Heinrich Sürken Vater und Sohn gekannt) wenn derselbe in das Hayn-Holz gegangen, auf diesem Stein seine Ruhe-Stunde gehalten, und daher den Namen bekommen.
Adam und Eva
Am nördlichen Bogen des Iths auf Coppenbrügger Seite, stehen zwei auffällige Felsen, die „Adam und Eva“ genannt werden. Aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet sieht der grössere Felsen einer schwangeren Frau ähnlich.
Vor unendlichen Zeiten, zu Beginn der Welt, wollte der Schöpfer schon einmal die Erde mit gottähnlichen Geschöpfen beleben. So entstanden aus seinem Willen ein männliches und ein weibliches Wesen. Aus heller und dunkler, fester und lockerer, fruchtbarer und magerer Erde, verbunden mit den unterschiedlichsten Salzen und Säften des Bodens, schuf er Adam, den Mann der Erde. Ihm gleich, gesellte er dem Manne eine Gefährtin zu, Eva die Leben-Gebende; denn nach Gottes Willen sollte sich dieses Geschlecht vermehren und fruchtbar die Erde bevölkern. Bevor ihnen Gott jedoch den beseelenden Atem eingeblasen hatte, noch ehe beide sich lebendig von der Erde erheben konnten, kam der Böse herbeigeschlichen und blies ihnen von seinem vergiftenden Atem ein. Der Schöpfer sah, daß sein Werk geschändet war und erkannte, daß unermeßlich viel Böses daraus erwachsen würde, wenn seine beiden Geschöpfe am Leben blieben. Eine unendliche Traurigkeit überkam ihn. Seine Tränen tropften zur Erde und ertränkten dort, alles überflutend, das gerade geschaffene Leben. Adam und Eva hatten zwar noch versucht, sich auf einen Berge vor der steigenden Flut zu retten – aber vergeblich. Als nach langen Zeitläuften die Sonne die Fluten ausgetrocknet hatte, erhoben sich dort, wo das allererste Menschenpaar den Tod gefunden hatte, zwei Felsen dicht nebeneinander auf dem Bergrücken des Iths. Von den Menschen, die nichts wissen von jenen vergangenen Zeiten, sondern nur ahnen können, werden sie Adam und Eva genannt.
Der Männekenstein / Mönchenstein
Der Männekenstein ist ein gewaltiger Dolomitfelsen oberhalb von Bessingen und Bisperode im Kamm des Ithgebirges. Es lebten dort der Sage nach in alter Zeit allerlei „Männeken“, nämlich Riesen und Zwerge. So soll dort oben ein gewaltiger Riese, genannt „Mönch“, gehaust haben; deshalb nennen viele Leute diesen Felsen auch gern „Mönchstein“.
Andere Sage :
Heute wird der Männekenstein auch oft der „Mönchenstein“ genannt. Diesen Namen bekam der Felsen in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Die Kaiserlichen unter General Tilly hatten 1625 unser ganzes Gebiet erobert und hielten es seitdem besetzt. Zwölf Mönche erhielten den Auftrag, auf den zwölf Pfarren des Amtes Lauenstein zu predigen und den alten katholischen Glauben wieder einzuführen. Sie waren auf der Burg Lauenstein untergebracht worden. Am 28. Juni 1633 eilten die Mönche allesamt zur Höhe des Iths auf den Männekenstein, von dem man eine großartige Fernsicht genießt. Hinter Hameln, bei Hessisch Oldendorf, tobte nämlich die Schlacht zwischen Georg von Celle und den kaiserlichen Truppen. Von der Klippe aus erhofften die Mönche, dem Sieg der Kaiserlichen zuschauen zu können. Es kam aber anders; die Evangelischen siegten. Als das die Mönche erkannten, rafften sie ihre Kutten und flüchteten eiligst nach Lauenstein und von dort nach Hildesheim. Die Leute aber jubelten und nannten zum Spott den Felsen, von dem aus die Mönche das kaiserliche Banner sinken sahen, den „Mönchenstein“.
Der Kanstein
Einstmals gingen zwei Riesen von Hameln nach Gronau. Als sie hinter Coppenbrügge in der Gegend von Ahrenfeld waren, klagte der eine dem andern: „Toif ’n lütjen Eogenblick. Eck hewwe ’n lütjen Ste-in in’n Schäau, de-i drücket meck sau. Eck mott den Schäau ierst mal iuttein.“ Dann zog er seinen Schuh ab und schüttelte ihn zur rechten Seite des Weges aus. „De-i schöll deck woll drücken“, lachte der andere; denn durch das Ausschütten des kleinen Steines war zwischen Deilmissen, Ahrenfeld und Salzhemmendorf der Kanstein entstanden.
Der Hirschsprung am hohen Stein
Nördlich Lauensteins biegt der Ithrücken nach Osten um. Wo dort der Bergzug sein Ende hat, fallen einige Felsklippen steil nach Osten zu ab. Eine von ihnen wird der Hohe Stein genannt. Auf ihn kann man zwar vom Kamm aus ebenen Fußes hinüberspringen, allein an der anderen Seite stürzt eine greuliche Tiefe ab, so daß die Baumwipfel noch lange nicht die Höhe erreichen. Einstmals geschah es bei einer Jagd, daß ein Hirsch, der von einem Jagdhund gehetzt wurde, auf diesen Felsen sprang. Als aber der Hund demselben nachsetzte und er nicht zurückkommen konnte, tat der Hirsch in seiner Todesangst einen gewaltigen Satz in den Abgrund hinab. Die Tiefe war indeß so ungeheuer, daß er unten in viele Stücke zerschellte. Der Hund nun war in seinem Jagdfieber so unbesonnen, daß er dem unglücklichen Tier nachsprang. Weil er jedoch leicht von Gewicht war, milderten die Zweige der belaubten Bäume seinen Sturz so, daß er mit dem Leben davonkam (etwa im Jahre 1700).
Der Garwindelstein
Dicht bei der Teufelsküche am Oberberg im Ith steht ein sehr merkwürdiger Stein. Ein Felsblock, etwa 6 Meter lang, fast ebenso breit und 1,75 Meter dick, liegt so mit seinem Stützpunkt auf dem darunter liegenden Felsen auf, daß man diese große Steinmasse mit der Hand bewegen kann. Schon im Jahre 1589 wird dieser Felsen unter dem Namen Garwindelstein in einer Urkunde als Grenzzeichen der Grafschaft Spiegelberg und des Hauses Lauenstein genannt. Von der Herkunft des Namens aber und über dessen Bedeutung ist leider nichts Näheres überliefert worden. Erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts tauchte der Name „Wackelstein“ auf, wahrscheinlich von vorüberkommenden Touristen erfunden.
Der Fahnenstein
Mit dem Massiv des Fahnensteins springt der Ith wuchtig und schroff in die Ebene zwischen Hameln und Coppenbrügge vor. Durch diesen Steilabfall hat der Fahnenstein ein überaus markantes Gepräge erhalten und bestimmt die Landschaft bis an die Weser hinab. Dieser die Landschaft beherrschende Charakter hat es wohl bewirkt, daß, so weit die Berichte gehen, die Oster- und Sonnenwendfeuer auf dem Fahnenstein entzündet wurden. Der Brauch, Osterfeuer bzw. Sonnenwendfeuer abzubrennen, hat sich bis in die Gegenwart erhalten; nur werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts etwa die Feuer nicht mehr auf dem Fahnenstein, sondern auf einer ihm vorgelagerten unbewaldeten Anhöhe angezündet, damit Waldbrände verhütet werden. Die Sitte, den Fels zu beflaggen, gab dem Fahnenstein seinen Namen. Über seinen eventuellen früheren Namen ist nichts bekannt.
Die Teufelsküche
Am Oberberg, dort wo die Höhe des Ithberges nach Coppenbrügge zu umbiegt, liegt oberhalb des Lecker Hainholzes die Teufelsküche. Wie die gleichnamige Teufelsküche auf der bloßen Zelle im Hils ist dieser Ort vermutlich ein vorchristlicher Opferplatz gewesen. Er ist auf beiden Seiten von hohen Felsen eingeschlossen. Die Umgebung macht den Eindruck, als hätten Riesenhände Felsen umhergestreut. Durch die übereinander gestürzten Felsblöcke wirkt der Ort viel schauerlicher und wilder als die Teufelsküche auf dem Hils. Die aus dem Felsgewirr hervorragenden alten Baumstämme mit ihren weißlichgrünen Moosbärten geben dem ganzen Bild den Anstrich der grauen Vorzeit. So mochte man diese Stelle entweder für einen besonders würdigen Aufenthaltsplatz heidnischer Gottheiten halten oder als einen sicheren Zufluchtsort für heidnische Gottesverehrung und Opferfeste vor dem siegreichen Vordringen des Christentums. Hier soll einst auch die Grenze zwischen Lauenstein und Coppenbrügge strittig gewesen sein. Über weite Zeitläufte dauerten die Streitigkeiten an und konnten lange nicht ausgemacht werden. Manche vermuten deshalb, der Name rühre daher, daß man da vielleicht gesagt hat: „Das ist wohl recht in Teufels Küche geraten.“
Texte aus : Ithland – Sagenland, Ulrich Baum, 1987