Jüdisches Leben in Hemmendorf
Über 250 Jahre haben Juden in Hemmendorf gewohnt und gearbeitet und das dörfliche Leben bereichert. Vor allem im 19. Jahrhundert war das jüdische Leben mit zeitweise fünf Familien recht bedeutsam.
Die Geschichte der Juden in Hemmendorf endete gewaltsam in der Zeit des Nationalsozialismus. Damals lebten mit Plauts, Zeckendorfs und Catzensteins noch drei jüdische Familien im Ort.
Karl Zeckendorf wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt und starb dort am 21. November 1938 an schweren Misshandlungen.
Die drei letzten jüdischen Einwohnerinnen Hemmendorfs – Klara Plaut und die Schwestern Margarete und Thekla Zeckendorf – wurden am 28. März 1942 aus Hemmendorf in das Ghetto Warschau deportiert und ermordet.
Vier Hemmendorfer Jüdinnen wurden aus anderen Orten des Deutschen Reiches verschleppt und ermordet. Selma Grüneberg, geborene Zeckendorf, wurde im Oktober 1941 aus Köln in das Ghetto Lodz deportiert. Dort starb sie am 4. Mai 1942. Frieda Zeckendorf und ihre 17-jährige Tochter Hannelore wurden am 28. März 1942 aus Göttingen in das Ghetto Warschau verschleppt. Sofie Blank wurde am 27. Juli 1942 von Köln in das Ghetto Theresienstadt deportiert, in das die Nazis ausschließlich ältere jüdische Menschen verschleppten. Dort starb sie am 23. August 1943. Zwei Hemmendorfer Jüdinnen nahmen sich angesichts ihrer bevorstehenden Deportation das Leben. Es handelt sich um Margarethe Catzenstein (am 18. März 1942 in Frankfurt) und ihre Tochter Elsa Nonne, geborene Catzenstein (am 14. Mai 1944 ebenfalls in Frankfurt).
Bernhard Gelderblom, 2010