1840 Am 18. Januar wird Ernst Rudorff in Berlin geboren. Er besucht die Prima des Friedrich-Gymnasiums in Berlin, nachdem er bis dahin Privatunterricht erhalten hatte. Lauenstein lernt er seit seinen frühesten Jugendtagen kennen und lieben, weil die Familie Rudorff die Sommermonate eines jeden Jahres auf der Knabenburg verbringt.
1859 Ablegung der Reifeprüfung, wobei wegen der überzeugenden schriftlichen Arbeit auf eine mündliche Prüfung verzichtet wird. An der Berliner Universität hört er theologische, philosophische und philologische Vorlesungen, wendet sich aber noch im gleichen Jahr der Musik zu und studiert am Leipziger Konservatorium.
1864 Er begibt sich auf Wunsch des Leiters der dortigen Singakademie Julius Stockhausen nach Hamburg. Er dirigiert hier einige Konzerte, in denen Stockhausen als Sänger auftritt, und macht mit ihm Konzertreisen. 1865 nimmt er eine Stelle als Lehrer am Konservatorium in Köln an, wo er 1867 den Bach-Verein gründet.
1869 Er entschliesst sich, die ihm angetragene Professur an der neu errichteten Königlichen Hochschule für Musik in Berlin anzunehmen. Er wird erster Lehrer für Klavierspiel und Leiter der Klavierklassen. Dieses akademische Lehramt hat er bis zum Jahre 1910 inne.
1876 Er heiratet Gertrud Rietschel, die jüngste Tochter des Bildhauers Ernst Rietschel aus Dresden. Sie haben zwei Töchter und einen Sohn.
1910 Aufgrund seines Wirkens für den Heimat- und Naturschutz wird ihm der staatswissenschaftliche Ehrendoktor von der Universität Tübingen verliehen. Mit dem Ende seiner beruflichen Laufbahn in Berlin nimmt er seinen dauerhaften Wohnsitz auf der Knabenburg in Lauenstein. Insgesamt hat er 60 Werke komponiert, Gesänge, Lieder für gemischte Chöre, Klavierstücke und Orchesterwerke, zu denen 3 Symphonien gehören. Leider hat er von seinem Talent fürs Klavierspiel der Öffentlichkeit gegenüber nur selten Gebrauch gemacht, da ihn eine unbezwingbare nervöse Aufgeregtheit behinderte.
1916 Am 16. Februar stirbt sein Sohn Herrmann. Ernst Rudorff stirbt am 31. Dezember und wird auf dem Friedhof Lauenstein beigesetzt. Nach seinem Tod wird seine Arbeit von seiner Tochter Elisabeth weitergeführt.
Leben und Werk
Wenn Professor Ernst Rudorff als empfindsamer Künstler mit seinem musikalischen Können mehr in der Stille wirkte, so ist er als Begründer der Heimatschutzbewegung weiten Kreisen bekannt geworden. Für die Erhaltung der Heimat, der Natur „kämpfte“ er durch persönliches Handeln, Vorträge und Veröffentlichungen.
Als die Gesetze zur Gemeinheitsteilung und Verkoppelung in Lauenstein umgesetzt werden sollen, versucht er, durch Aufkauf des Burgbergs sowie Pachtung der Eichenallee und Kauf von 44 Eichen diese wichtigen historischen Kulturlandschaften in ihrer alten Form zu erhalten. Das oberhalb des Ortes gelegene, an den Wald stossende Tal hat er sich zum grossen Teil überweisen lassen und hat nach langem Kampf mit den Behörden erreicht, dass Waldvorsprünge, Wege und Hecken in alter Gestalt erhalten blieben. Im Bereich zwischen Lauenteich und Schäferwiese ist vieles davon noch heute zu sehen. Die unterhalb des Fleckens liegende Feldmark wurde in vollem Umfang der Verkoppelung unterworfen, dass heisst sie verläuft in geraden Linien und rechten Winkeln fast ohne Baumbewuchs.
Ab 1878 veröffentlicht er mehrere Schriften zum Thema Heimatschutz:
Über das Verhältnis des modernen Lebens zur Natur
(in den Preussischen Jahrbüchern, 1880)
Schutz der landschaftlichen Natur und der geschichtlichen Denkmäler
(Vortrag vor dem „Allgemeinen Deutschen Verein“ zu Berlin, 1892)
Heimatschutz / Abermals Heimatschutz
(Zusammenfassende Darstellung seiner Anschauungen und Forderungen im „Grenzboten“, 1897)
Am 30. März 1904 wird dann in Dresden der „Deutsche Bund Heimatschutz“ gegründet. Rudorff war damit der Wegbereiter des verbandsmässig organisierten Naturschutzes in Deutschland.
Erinnerungen an Ernst Rudorff
Heute erinnern zahlreiche Gedenkstätten an Lauensteins berühmtesten Bürger. Im 1978 von OKAL gestifteten Bürgergarten befindet sich der Ernst Rudorff Gedenkstein mit einer Abbildung und den Lebensdaten. Die Gräber der Rudorff Familie wurden 1996 eingeebnet. Die Grabplatten wurden vom Heimat- und Verkehrsverein zu einer Gedenkstätte umgestaltet. Unterhalb des Lauensteiner Kriegerdenkmals ist seit 2006 ein Gedenkstein mit einem Rudorff Zitat zu sehen. Im selben Jahr wurde auch der „Ernst Rudorff Wanderweg“ eingerichtet. Hier kann man sich durch Infotafeln über Leben und Werk Rudorffs informieren. Weitere Informationen erhalten Sie beim Heimat- und Verkehrsverein Lauenstein oder im Lauensteiner Heimatmuseum.